ich zähle nochmal nach…

wirklich, zehn Jahre schon…

kann es kaum fassen, damals ist es geschehen…

(vor ZEHN Jahren)

Es ist ein heißer Abend im Sommer und ich gehe gerade durch mein Heimatdorf in Ungarn spazieren. An den Grund kann ich mich gar nicht mehr erinnern, auch nicht an das davor und das danach.

Ich weiß nur wie ich durch die Straßen schlendere. Ja richtig, so richtig schlendere , gehe einfach gern langsam durchs Leben, und im Urlaub gebe ich mir doppelt Mühe gemütlich zu laufen, sonst hätte es doch gar keinen Sinn überhaupt los zu gehen, und wenn es schnell sein soll kann man ja joggen gehen. 🙂

Aber ich schweife ab.

Links die Straße kommt ein rotes Auto angefahren und parkt in der Hauseinfahrt und plötzlich hört man, hinter dem Zaun, laute Kinderstimmen.

Apu, Apu (Papa auf Ungarisch )

Drei kleine Kinder schreien vor Freude wild herum und stürmen zu der Türe im Zaun.

Juhu Papa, der Papa ist da.“

Die Kinder strahlen und der Vater genauso. Er macht die Türe auf und geht rein und umarmt seine Kinder. Das ganze sieht schon fast wie eine Werbung aus. Ich muss Lächeln, es hat mich berührt. Es war ein heimlicher Blick in das private Leben dieser Familie

Vielleicht ist es irgendeine unterbewusste Vorstellung oder ein klischeehaftes Bild in mir: Von einem einfachen hart arbeitenden Mann der jeden Abend nach Hause kommt, der alles für seine Familie gibt und mit Liebe belohnt wird. Unverfälscht und echt, ein Teil des Lebens.

Ich glaube in diesem Moment hat das Bild dieser Familie sich in mir festgesetzt.

Zuvor wäre es für mich immer undenkbar gewesen Vater zu werden. Der Gedanke war einfach zu fern und es war einfach noch nicht die richtige Zeit.

Obwohl ich mich im Nachhinein Frage, warum eigentlich nicht?

Es wäre ja nicht so gewesen das ich damals besonders große Ziele verfolgt hätte. Ich schätze, ich war einfach noch nicht reif genug und das war schon mal ein guter Grund.

Doch nach diesem Ereignis, wuchs der Gedanke an Kinder, an eine Familie und daran Vater zu werden. An ruhelose Nächte, Koliken, Flaschen spülen etc. denkt man dabei noch nicht.  😉 

(Heute)

Es ist Abend, bin gerade mit dem Auto von der Arbeit zuhause angekommen. Laufe zum Haus und schließe die Wohnungstür auf und schaue gespannt in den Flur. Im Wohnzimmer sehe ich die Kinder spielen. Ich sehe Jan, er hatte letzte Woche seinen siebten Geburtstag, er dreht den Kopf und sieht mich:

Der Papa ist da, der Papa ist da!“

Er rennt mir entgegen. Da ich die Hände voll habe, kann ich ihn nicht hochheben. Er lehnt sich an mich, ich drücke ihn und gebe ihm ein Kuss auf dem Kopf. Lea und Nele kommen auch hinterher und rufen durcheinander. Ich lasse Jan los und gehe in die Knie und umarme die Mädchen so gut es eben geht mit vollen Händen.

Alle reden gleichzeitig vom Kindergarten, vom Fußball, das sie gerade Süßigkeiten bekommen haben und wie oft sie noch schlafen müssen bis sie wieder bei Oma und Opa übernachten dürfen. Dabei tanzen die Mädchen, drehen sich um die eigene Achse und hüpfen und Jan zeigt mir etwas von der Schule und was er schon bekommen hat…

…und alle strahlen.

Vor zehn Jahren kannte ich das Wort Persönlichkeitsentwicklung noch gar nicht. Noch hatte ich, wie mit der Klarheit von heute, wirklich langfristige Ziele vor Augen. Trotzdem erfüllt sich mir jeden Tag ein Lebenstraum. Das Bild vom Vater mit seinen Kindern.

Eins meiner Ziele ist es, dass die Scheidung, im Leben meiner Kindern keine negativen und prägenden Auswirkungen hinterlässt. Deswegen glaube und vertrete ich so stark das Wechselmodell. Mit diesem Modell bin ich fest überzeugt, können wir beide, meine (noch) Frau und ich, Verantwortung tragen und stets an der Seite der Kinder bleiben. Vor allem aber, sollen nachher nicht die Kinder die Verlierer sein.

Die wichtigste und schwerste Aufgabe die ich im meinem Leben bisher zu erfüllen habe ist die, meinen Kindern dabei zu helfen selbstständige und unabhängige Erwachsene zu werden. Dafür wird es nicht reichen gute Worte und tolle Ratschläge zu geben, denn zum Lernen gehört Freiheit und die Freiwilligkeit. Taten und Dinge zeigen, glaube ich ganz fest, ist der bessere Weg und die Möglichkeit, meinen Kindern das mitzugeben, was ich für sie wünsche.

In allem was ich mache, gebe und tue, steht der Wunsch mit euch glücklich zu sein.

Ich Liebe Euch!
Papa.

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